Mark A. Carden
von der HwK OWL zu Bielefeld öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger
für das Maurer- und Betonbauerhandwerk
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Vertikale Dehnungsfugen in Verblendmauerwerksschalen

Die Verblendschale übernimmt auch eine optische Funktion, doch soll diese in erster Linie die weiteren Folgeaufbauten (die Dämmung und das nicht weiter abgedichtete Hintermauerwerk) schützen.

In diesem Sinne übernimmt die Verblenderschale die Aufgaben des Wärmeschutzes, des Schallschutzes und des Feuchteschutzes.

Diese Aufgaben kann die Verblenderschale nur in funktionstüchtigem Zustand übernehmen.
Risse größer 0,2 mm gelten als wasserführende Risse und müssen vermieden werden.
Risse entstehen meist durch unterschiedliche Formänderungen.
Ursachen dieser Formänderungen können folgende sein:

  • Schwinden – hygrische Längenänderung (Verkürzung) infolge des Austrocknens.
  • Quellen – umgekehrter Vorgang wie beim Schwinden – (verlängern des Bauteils)
  • Chemisches Quellen – molekulare Wasserbindung – sonstiger Vorgang wie Quellen
  • Temperaturbedingte Formänderung – infolge von Abkühlung / Erwärmung
  • Kriechen – Formänderung durch Lasteinwirkung

Für das Entstehen von Rissen in Verblendschalen sind idR das Schwinden, das chemische Quellen und die temperaturbedingten Formänderungen von Bedeutung.

Derartige Formänderungen eines Mauerwerkbauteils werden durch Verbindung des Bauteils mit anderen Bauteilen mehr oder weniger behindert.
Es entstehen Spannungen im Mauerwerk.

Handelt es sich bei den dadurch entstehenden Spannungen um Zug-, Scher- und Schubspannungen, so bedeutet dieses eine erhöhte Rissgefahr, da die Festigkeit des Mauerwerks gegen solche Spannungen gleichermaßen gering ist.

Insbesondere bei längeren Verblenderschalen ist zu beachten, dass die hier entstehenden Schwindzugspannungen, nicht durch vertikale Druckspannungen (Auflast) „überdrückt“ werden, da diese nur mit geringer oder gar keiner Auflast belastet werden.

In der „DIN 1053-1: Mauerwerk - Teil 1: Berechnung und Ausführung 11/96“, dort Tabelle 2, sind Verformungskennwerte für Mauerwerk aus den wichtigsten Mauersteinarten angegeben.

Die Verformungskennwerte sind unterteilt in Rechenwert und Wertebereich, wobei der Rechenwert den im Allgemeinen zutreffenden und der Wertebereich den nach unten und oben möglichen Formänderungskennwert angeben. 

Um Rissen aus horizontalen Verformungen des Mauerwerks entgegenzutreten, muss bei der Planung diesem schon mit konstruktiven Maßnahmen entgegengewirkt werden.

Als Regel für den Dehnfugenabstand ist folgendes, als anerkannte Regeln der Technik anzusehen

Anhaltswerte für Dehnfugenabstände aDF (in m) in unbewehrten Verblendschalen

Mauerwerk aus

Deutsche Empfehlungen (z,B. [Schneider / Schubert-96])

  ENV   1996-2

1

2

3

Mauerziegeln

6 bis 8 1)

10 bis 20 2)

12

Kalksandsteinen

6 bis 8  1)

7.5

Porenbetonsteinen

6

Betonsteinen

6

Leichtbetonsteinen

4 bis 6

6

1) Bei zweischaligen Mauerwerk mit Kerndämmung

2) Bei Mauerziegeln mit ungünstigen chemischen Quellen etwa über 0,2 mm/m nach Einbau gelten die kleineren aDF -Werte.

 

Die „DIN 1053-1: Mauerwerk - Teil 1: Berechnung und Ausführung  fordert unter 8.4.3.2“  hier allgemein:
„In den Außenschalen sollen vertikal Dehnfugen angeordnet werden. Ihre Abstände richten sich nach der klimatischen Beanspruchung (Temperatur, Feuchte usw.) der Art der Baustoffe, der Farbe der äußeren Wandfläche. Darüber hinaus, muss die freie Beweglichkeit der Außenschale in vertikaler Richtung sichergestellt sein.

Aber auch bei der Herstellung des Mauerwerks sind folgende Punkte zu beachten:

  • Günstige Herstellungsbedingungen
  • Keine nennenswerte Durchfeuchtung der Mauersteine bei der Verarbeitung und im Bauzustand.
  • Möglichst nicht zu hohe Lufttemperaturen (größere Abkühltemperatur gegenüber Endzustand)
  • Möglichst halbsteiniges Überbinden (idR höhere Zugfestigkeit des Mauerwerks)
  • Entsprechende Nachbehandlung insbesondere bei höheren Temperaturen, starke Luftbewegungen.
  • Beim Aufmauern, im Bereich der Dehnungsfugen, muss darauf geachtet werden, dass die Fugen durch Einlagen von entsprechend dicken Hartschaumstoffplatten (z.B. Styropor) freigehalten werden. Diese Platten werden nach dem Aufmauern wieder herausgenommen. 


Skizze ohne die Darstellung der Dämmung

 

Schlussfolgerung:

Auch schadenfreie Bauvorhaben können Risse aufweisen.

Hierbei ist aber grundsätzlich zu unterscheiden, zwischen Risse mit größeren Breiten – etwa Risse über 0,2 mm – welche die Funktionsfähigkeit des Bauteils oder gar des Bauwerks beeinträchtigen können.
Risse bis zu einer Größe von 0,2 mm können als Haarrisse eingestuft werden, beeinträchtigen idR nicht die Funktionsfähigkeit des Bauwerks und stellen, wenn überhaupt, maximal eine optische Beeinträchtigung dar.

Risse in Verblendschalen, welche größer als 0,2 mm sind, setzen die Gebrauchseigenschaft des Wetterschutzes stark herab.

Weiter eindringendes und sich an den Rissflanken oder im Riss anlagerndes Wasser, kann / wird im laufe der Jahre durch Frost zu weiteren Schädigungen des Mauerwerks in diesem Bereich führen.
Der Riss wird sich somit noch mehr weiten.

Selbiges gilt auch für die weiteren baudynamischen Prozesse, hier insbesondere der temperaturabhängigen Formänderung.

Die Standsicherheit ist hierdurch nicht oder erst nach vielen Jahren als gefährdet anzusehen.
Bis zu diesem Zeitpunkt wird sich der Schaden aber noch gravierend deutlicher darstellen.

Der optische Mindereindruck beginnt aber schon mit der Entstehung solcher Risse, welche selten unter 0,2 mm Breite aufweisen.

 

Literaturhinweise:

Zur Erstellung dieses Aufsatzes beziehe ich mich auf folgende Literatur:

  • DIN 1053-1 : Mauerwerk - Teil 1: Berechnung und Ausführung.
  • DIN 18540: Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen.
  • Schadis: die elektrische Bibliothek für Bauschäden Ausgabe 8 des Fraunhofer – IRB.
  • Fachwissen Datenbank für Sachverständige: Aachener Bausachverständigentage 1975 bis 2002 / / Herausgeber Aachener Institut für Bauschadensforschung und anerkannte Bauphysik.
  • Peter Schubert: Mauerwerk; Risse vermeiden und instand setzen.
  • Mauerwerksbau aktuell; 2000, 2002, 2005
  • Schneider Bautabellen für Ingeneure

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